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Im heutigen Blogbeitrag geht es um die Schilddrüse und die Schilddrüsenunterfunktion des Hundes.
Denn als relativ kleines Organ übernimmt die Schilddrüse doch zahlreiche Aufgaben im Körper und nimmt daher eine zentrale Stellung ein!
So produziert sie verschiedene Hormone — vorrangig die sogenannten Schilddrüsenhormone, aber auch Kalzitonin.
Aufbau und Aufgaben der Schilddrüse
Die Schilddrüse liegt im oberen Halsbereich der Luftröhre und ist paarig angelegt.
Ihre Aufgabe ist es, Hormone zu produzieren.
- Schilddrüsenhormone (T4- Thyroxin und T 3- Trijodthyronin oder Thyronin)
- Kalzitonin
Die Schilddrüsenhormone werden in sogenannten Follikeln aus verschiedenen Aminosäuren und Jod gebildet. Dabei fallen 80% der gebildeten Schilddrüsenhormone auf das T4 (Thyroxin) zurück und der Rest macht das T3 (Trijodthyronin oder Thyronin) aus. Diese beiden Hormone haben die größte Auswirkung auf den Stoffwechsel.
Außerdem ist das T3 sehr instabil, sodass der allergrößte Teil nicht in der Schilddrüse selbst gebildet wird, sondern direkt im Zielorgan aus dem T4. Demzufolge ist die Konzentration von T3 im Blut sehr gering.
Die Schilddrüsenhormone sind essenziell für den Stoffwechsel und greifen in fast alle Stoffwechselvorgänge ein:
- Haut- und Fellwachstum
- Wachstum und Entwicklung insgesamt
- Erhöhung der Wärmeproduktion
- Steigern Fettstoffwechsel und Nahrungstransport
- Erhöhen Herzfrequenz und Schlagkraft des Herzens
- Erhöhen die Produktion der roten Blutkörperchen (Erythrozyten)
- Stimulieren das Immunsystem
Kalzitonin hingegen ist wichtig für den Kalziumhaushalt.
Außerdem stimuliert die Schilddrüse das Immunsystem unserer Hunde.
Die Steuerung der Produktion der Schilddrüsenhormone erfolgt im Gehirn, genauer in der sogenannten Hirnanhangdrüse. Das Ganze passiert durch einen gut abgestimmten Regelkreislauf. Im Gehirn, genauer gesagt im Hypothalamus (Zwischenhirn) wird das Hormon TRH gebildet. Das wiederum wirkt sich auf die Produktion des TSH in der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) aus. Und das ausgeschüttete TSH wirkt sich auf die Produktion der Schilddrüsenhormone (T3 und T4) aus. T3 und T4 werden dann gebunden an sogenannten Trägerproteinen zum Ziel gebracht.
Die Schilddrüsenunterfunktion beim Hund
Gerade ältere, mittelgroße und große Hunderassen leiden unter einer Schilddrüsenunterfunktion, auch Hypothyreose genannt. Damit ist sie eine sehr häufig diagnostizierte Erkrankung in der Praxis.
Hierbei werden nicht mehr genug Schilddrüsenhormone gebildet.
Ursachen
Bei den Ursachen unterscheidet man zunächst, um welche Art es sich handelt.
Primäre Schilddrüsenunterfunktion
Sie wird durch Fütterungsfehler z.B. Jodmangel beim Barfen oder selbst kochen verursacht oder durch einen langandauernden Jodüberschuss.
Außerdem kann sich die Schilddrüse auch zurückbilden, dies kann z. B. altersbedingt (Altersatrophie), aber auch idiopathisch (ohne erkennbare Ursache) sein.
Außerdem kann eine sogenannte Thyreoiditis vorliegen, eine Entzündung der Schilddrüse, die oftmals mit der Zerstörung des Schilddrüsengewebes einhergeht.
Sekundäre Schilddrüsenunterfunktion
Hierbei ist die Schilddrüse anders als bei der primären Schildrüsenunterfunktion gesund, aber der Regelmechanismus (die Hirnanhangsdrüse) funktioniert nicht mehr korrekt.
Damit fehlt der Schilddrüse die Anregung, um Schilddrüsenhormone zu bilden.
Oftmals zeigen Hunde mit einer sekundären Schildrüsenunterfunktion auch zentralnervöse Ausfallserscheinungen.
Tertiäre Schilddrüsenunterfunktion
Hierbei liegt die Störung im Zwischenhirn (Hypothalamus).
Das Euthyroid Sick Syndrom (ESS)
Hierbei handelt es sich um Krankheiten, die zu veränderten Schilddrüsenwerten führen, aber nicht direkt mit der Schilddrüse oder den Regelmechanismen in Verbindung stehen. Es wird auch als Non-Thyroidal-Illness (NTI) bezeichnet.
Krankheitsanzeichen/ Symptome
Eine Schilddrüsenunterfunktion zeigt sich oftmals sehr variabel sowie individuell und oftmals ist es ein eher schleichender Verlauf, sodass es auf dem ersten Blick gar nicht auffällt. Wie oben geschrieben übernehmen die Schilddrüsenhormone essenzielle Aufgaben im Stoffwechsel. Da die Haut und das Fell sich ständig regenerieren und einer ständigen Zellerneuerung unterliegen, stehen vor allem Haut- und Ohrprobleme im Vordergrund.
Darüber hinaus sind Hunde mit einer Schilddrüsenunterfunktion krankheitsanfälliger, da die Schilddrüse auch beim Immunsystem eine wichtige Rolle spielt.
Klassisch zeigen die Hunde:
- Haarausfall (Alopezie)
- Juckreiz
- unangenehmer Hautgeruch
- dünneres und/ oder brüchiges Fell
- vermehrte Schuppenbildung und/ oder Talgbildung (Seborrhoe)
- schlechteres oder langsameres Fellwachstum
- Hyperpigmentation
- Hautinfektionen
- Ohrinfektionen
- vermehrter Appetit und Gewichtszunahme
- Gewichtszunahme trotz Diät
- Leistungsschwäche
- Verdauungsstörungen
- Muskelschwäche
- erniedrigte Herzfrequenz
- Zyklusstörungen
- Lipome
Diagnostik
Die Diagnose einer Schilddrüsenunterfunktion kann mitunter recht schwierig sein. Wenn der Verdacht besteht, dass der Hund unter einer Schilddrüsenunterfunktion leiden könnte, erfolgt in der Regel zunächst eine Blutuntersuchung.
Leidet dein Hund unter einer eindeutigen Schilddrüsenunterfunktion, kann dies mittels eines Blutbildes eindeutig identifiziert werden.
Dafür sollte zunächst ein gründliches Vorgespräch durchgeführt werden, um Themen zur Fütterung, Gesundheitszustand, Fellveränderungen, Problemen etc. zu besprechen.
Danach erfolgt eine gründliche allgemeine Untersuchung. Nun wird der Hund untersucht und die Herz- sowie Atemfrequenz wird bestimmt, die Ohren werden angeschaut, Lymphknoten abgetastet etc.
Liegt der Verdacht einer Schilddrüsenunterfunktion vor, wird anschließend eine Blutuntersuchung durchgeführt. Hierbei sollten nicht nur die Schilddrüsenwerte bestimmt werden, sondern idealerweise auch ein rotes Blutbild und Organprofil mit Bestimmung der Leber-, Nierenwerte etc. bestimmt werden. Denn nur so kann das Euthyroid Sick Syndrom von einer „wirklichen“ Schilddrüsenunterfunktion unterschieden werden.
Bei den Schilddrüsenwerten sollten idealerweise folgende bestimmt werden:
- T4 (frei und gesamt)
- T3 (frei und gesamt)
- TSH
- Antikörper gegen Schilddrüsenhormone
- Antikörper gegen Thyreoglobulin
- Cholesterin
Oftmals wird in der Praxis nur T4, manchmal auch zusätzlich TSH und Cholesterin bestimmt. Um eine genaue Beurteilung der Schilddrüsenfunktion zu erhalten, sollten jedoch alle oben aufgeführten Blutwerte inkl. Organprofil bestimmt werden.
Außerdem leg bitte auch ein besonderes Augenmerk auf die Fütterung!
Denn ein sogenanntes BARF-Profil oder BARF-Blutbild ist leider nur wenig aussagekräftig. Deshalb lohnt es sich, gerade wenn du deinen Hund barfst oder für ihn kochst, in eine Rationsüberprüfung zu investieren. Nur so lassen sich Imbalancen im Jod-, Zink- und Selenhaushalt überprüfen und entsprechend anpassen.
Behandlung
Wird eine Schilddrüsenunterfunktion diagnostiziert, kann diese sehr gut mittels Schilddrüsenhormonen (L- Thyroxin) behandelt werden. Die Gabe erfolgt in Form von Tabletten oder als orale Lösung.
Innerhalb von wenigen Wochen kann man bereits erste Verbesserungen feststellen.
Nach Behandlungsstart erfolgt 4 Wochen später die erste Blut-Kontrolluntersuchung, um ggf. die Medikamente anzupassen. Je nach Verlauf werden dann in regelmäßigen Abständen weitere Kontrollen durchgeführt. Hunde mit einer Schilddrüsenunterfunktion sollten immer regelmäßig untersucht werden, da Begleiterkrankungen wie Zyklusstörungen, Wundheilungsstörungen oder eine allgemeine Infektanfälligkeit entstehen können.
Darüber hinaus dient die Kontrolle auch zur Überprüfung der Medikamentenmenge. Denn die gegebene Menge ist sehr variabel und individuell. In der Regel startet man mit einer Dosierung von 10 μg pro kg Körpergewicht.
Danach erfolgt eine langsame Dosissteigerung.
Die Tablettengabe sollte 2x täglich erfolgen.
Was passiert, wenn die Schilddrüsenunterfunktion unbehandelt bleibt — Folgen?
Leidet der Hund unter einer milden klassischen Schilddrüsenunterfunktion, die nicht behandelt wird, können folgende allgemeine Probleme auftreten:
- Müdigkeit und Reduktion der Konzentrationsfähigkeit
- Gewichtszunahme
- Schwächung Immunsystem
- Wundheilungsstörungen
- Durchblutungsstörungen
- Zyklusstörungen
Bei ausgeprägten Schilddrüsenunterfunktionen können sogar Langzeitschäden auftreten (Myxödemkoma, Herzmuskelschwäche sowie massive Haut- und Fellveränderungen)
Myxödemkoma
Hierunter versteht man die schwerste und eine lebensbedrohliche Verlaufsform der Schilddrüsenunterfunktion. Gott sei Dank kommt sie nur extrem selten vor und geht mit Bewusseinstrübung bis zur Bewusstlosigkeit, einer niedrigen Körpertemperatur und niedrigem Pulsschlag einher.
Fütterung bei Schilddrüsenunterfunktion
Grundsätzlich hat die Ernährung eigentlich auf alle Organe einen gewissen Einfluss und so natürlich auch auf die Schilddrüse.
Wird bei deinem Hund eine Schilddrüsenunterfunktion diagnostiziert, solltest du dies beim BARF oder selbst kochen berücksichtigen. Bei der Fütterung von Trocken- oder Nassfutter ist es leider nur schwer möglich, da wir hierbei keinen direkten Einfluss auf die Zusammensetzung nehmen können.
Einige Grundregeln lauten:
- Jodgehalt in der Ration überprüfen und ggf. anpassen
- Calciumzufuhr überprüfen und ggf. anpassen
- Eiweißzufuhr bedarfsdeckend
- Selen, Zink und Eisen in der Ration überprüfen und ggf. anpassen
- Fütterung und Tablettengabe sollten zeitverzögert stattfinden
Du möchtest deinen Hund trotz Schilddrüsenunterfunktion gesund und bedarfsdeckend ernähren? Dann schau dir mein Angebot zur tierärztlichen Ernährungsberatung an und lass uns gemeinsam die Fütterung deines Lieblings optimieren!
Im nächsten Teil schauen wir uns dann die subklinische Schilddrüsenunterfunktion und deren Einfluss auf das Verhalten unserer Hunde genauer an.
Leidet dein Hund auch unter einer Schilddrüsenunterfunktion? Verrate es mir in den Kommentaren.
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