Alle Jahre wieder häufen sich an Ostern und in der Adventszeit Fälle schwerer Theobrominvergiftungen durch die Aufnahme von Schokolade bei Hunden. Hier lernst du warum Schokolade für deinen Hund giftig ist, ab wann es richtig gefährlich werden kann und wie du im Notfall richtig handelst.

Der Grund ist das Theobromin im Kakao der Schokolade.

Theobromin gehört biochemisch zur Gruppe der so genannten Methylxanthine und kommt unter anderem in Kakaobohnen, aber auch in Kaffee oder Tee vor. Dieser koffeinähnliche Stoff kann im Hundekörper kaum, bzw. nur sehr langsam abgebaut werden, da dem Hund im Gegensatz zu den Menschen ein entscheidendes Enzym fehlt.

Die Aufnahme von Methylxanthinen führt zu einer Bronchodilatation (=Weitstellung der Atemwege) und löst eine (Über-)Stimulation des zentralnervösen Nervensystems aus.

Die Dosis macht das Gift …

das wusste bereits Paracelsus.

Je nach Größe und Gewicht des Hundes können bereits kleinste Mengen an Schokolade ausreichen, um schwerwiegende Vergiftungserscheinungen hervorzurufen.

Kakaobohnen sind die Grundlage für Kakaopulver und Schokoladen und je nach Art des Produktes ist Theobromin in unterschiedlicher Menge enthalten.

Die größte Menge Theobromin ist in Kakaopulver zum Backen und in dunkler Schokolade enthalten. Weiße Schokolade enthält fast kein Theobromin, da bei der Herstellung der Kakaomasse das Kakaopulver entzogen wird.

Je nach Quelle existieren unterschiedliche Angaben für die toxische Dosis.

Nach aktuellem Wissensstand geht man bei einer akuten Vergiftung mit einer einmaligen Dosis von 100mg bis 500mg Theobromin pro kg Körpergewicht von einem potenziell tödlichen Verlauf aus.

Vergiftungserscheinungen können bereits bei 20mg/kg Körpergewicht auftreten. Individuelle Faktoren scheinen hier eine große Rolle zu spielen.

Für chronische Vergiftungen, welche über mehrere Gaben über einen langen Zeitraum hinweg entstehen, existieren nur wenige Studien. Es wird angenommen, dass eine chronische Theobromin- Vergiftung nicht zu klassischen Vergiftungserscheinungen, sondern die Entstehung einer Kardiomyopathie (Herzmuskelerkrankung) begünstigen.

Um die aufgenommene Menge an Theobromin abschätzen zu können, ist es daher wichtig, einen Überblick über die Kakao- & Theobromingehalte der Schokoladensorten zu haben.

Nuss-Nougat-Creme ist vergleichbar mit Milchschokolade, bei Kakaogetränkepulver gelten ähnliche Mengen wie bei Halbbitterschokolade.

Neben dem Gehalt an Theobromin können auch weitere Zutaten der schokoladenhaltigen Leckereien, wie beispielsweise Alkohol, Rosinen oder Süßstoff lebensgefährlichen Intoxikationen hervorrufen. Auch Teile des Verpackungsmaterials, wie z.B. kleine Glöckchen oder dekorative Metallverschlüsse können zu Komplikationen führen.

Merke: Je kleiner der Hund und je dunkler die Schokolade, desto gefährlicher und schwerwiegender sind die Vergiftungserscheinungen.

Symptome einer Schokoladenvergiftung

Die Vergiftungssysmptome je nach Hund und Dosis sehr unterschiedlich auffallen. Meist zeigen sich ca. 2-4 Stunden nach der Aufnahme von Schokolade die ersten Anzeichen, wie etwa Unruhe.

In der Regel nimmt der Schweregrad der Symptome innerhalb der nächsten 12-24 Stunden zu.

Zuerst treten Unruhe und Nervosität auf, häufig kommen dann Erbrechen, Durchfall, verstärkter Durst und Bauchschmerzen hinzu.

Betroffene Hunde hecheln vermehrt und wirken häufig schwach.

Im weiteren Verlauf können eine hohe Atemfrequenz bis hin zu Atembeschwerden hinzukommen. Auch eine Tachycardie (Herzrasen), Herzrhythmusstörungen und Herzversagen sind beschrieben. Des Weiteren können auch Koordinationsstörungen, Ganzkörpertremor (Zittern) Krampfanfälle und Bewusstseinsstörungen hinzukommen. Auch ein Erblinden ist möglich.

Merke: Wenn dein Hund Schokolade gefressen hat, solltest du auf keinen Fall bis zum Eintreten von Vergiftungssymptomen warten, sondern direkt Kontakt mit deinem Tierarzt aufnehmen.

Wenn dein Hund doch ein Schokonest geplündert hat, der Schokosterhase plötzlich keine Ohren mehr hat oder der Inhalt deines Adventskalenders fehlst, dann ist ein richtiges und schnelles Handeln unter Umständen entscheidend.

Um im Ernstfall die richtigen Entscheidungen zu treffen, kann dir unsere Checkliste helfen.

✅ Vorbereitung ist die halbe Miete!

• Prävention: Schokolade nicht in Reichweite des Hundes aufbewahren (keine Osternester im Garten, kein Adventskalender auf dem Wohnzimmertisch etc.)
• Wie erreiche im Notfall einen Tierarzt: Halte die Nummer des diensthabenden Tierarztes immer griffbereit. Das kann dein eigener Haustierarzt sein, der einen 24/7-Bereitschaftsdienst anbietet, es kann ein rotierender Ring-Notdienst in deiner Stadt sein oder aber auch die nächst gelegene Klinik. Am Besten du bis bereits im Voraus informiert, damit du im Ernstfall keine wertvolle Zeit verlierst.

✅ Situation richtig einschätzen!

• ·Wie viel Gramm Schokolade hat mein Hund vermutlich gefressen? Um welche Art von Schokolade handelt es sich?
• Hat mein Hund womöglich auch noch etwas anderes erwischt (kleine Spielzeuge, Geschenkanhänger, Verpackungsmaterial etc.)?
• War es “nur” Schokolade oder z.B. Schokolade mit Rum-Traube-Nuss, Schnapspralinen oder schokoladenhaltiges Gebäck mit Süßstoff?

✅ Tierärztlichen Rat einholen!

• Wenn du dir nicht zu 100% sicher bist, dass die aufgenommene Menge an Schokolade unbedenklich ist, so ist es besser Rücksprache mit dem tierärztlichen Fachpersonal zu halten. Hierfür sind alle Informationen unter Punkt 2 sowie das Gewicht deines Hundes und der Zeitpunkt der Aufnahme wichtig.
• Zeigt der Hund bereits erste Anzeichen einer Vergiftung oder liegt der Verdacht einer Fremdkörperaufnahme durch Verpackungsmaterial ohne ähnliches vor, so ist es ratsam, dich telefonisch beim diensthabenden Tierarzt anzukündigen. So können häufig lange Wartezeiten vermeiden werden und das Fachpersonal kann sich bereits auf eine sofortige Behandlung deiner Fellnase einstellen.

❌ Zu lange abwarten: Auch wenn dein Hund unmittelbar nach der Aufnahme noch ganz fit wirkt, ist es keinesfalls ratsam, bis zum Auftreten von Symptomen zu warten

❌ Gegen tierärztlichen Rat handeln: Ein Gegenmittel gegen das giftige Theobromin in der Schokolade gibt es nicht – der Hund muss deshalb möglichst früh gegen die Absorption des Giftes über den Verdauungstrakt und professionell gegen die teilweise lebensbedrohlich einsetzenden Vergiftungssymptome behandelt werden. In aller Regel ist ein frühes medikamentös herbeigeführtes Erbrechen eine wirksame Methode. Dies sollte aber immer unter tierärztlicher Aufsicht erfolgen und das Medikament (Apomorphin) muss nach der Emesis auch antagonisiert werden.

Quellen:

https://tierklinik-zw.de/schokolade-theobromin-vergiftung-hund

https://www.uni-giessen.de/de/fbz/fb10/institute_klinikum/klinikum/kleintierklinik/Chirurgie/neurologie/Patienteninformation/s/schokoladenvergiftung/

https://www.erste-hilfe-beim-hund.de/cgi-php/rel00a.prod/joomla/Joomla_1.6/index.php/schokoladen-vergiftung

Intoxikationen bei Hunden und Katzen – häufigste Ursachen und Hinweise zu Prävention, Therapie & Diagnostik : LABOKLIN Bad Kissingen

https://www.vetpharm.uzh.ch/Wirkstoffe/000000000008/3670_08.html

Löscher et. al: Lehrbuch der Pharmakologie und Toxikologie für die Veterinärmedizin (2016)

Miller et. al. „Comparative theobromine metabolism in five mammalian species“, Drug Metab Dispos, 1984

Strachan ER, Bennett A „Theobromine poisoning in dogs“, Vet Rec, 134(11): 284, 1994