Inhalte dieser Seite
Allgemeines
Hier erfährst du wann Kotuntersuchungen beim Hund sinnvoll sind, welche Parameter wann untersucht werden sollten und welche Konsequenzen du aus den Ergebnissen ziehen kannst.
Die Untersuchung von Kotproben ist aus der Tiermedizin nicht mehr wegzudenken und ist eine der häufigsten labordiagnostischen Untersuchungen, die in der Praxis durchgeführt werden.
Die Gründe für eine Kotuntersuchung können vielfältig sein:
Ähnlich vielfältig wie die Gründe von Kotuntersuchungen beim Hund, sind auch die Untersuchungsparameter. In der folgenden Tabelle findest du die häufigsten Untersuchungsparameter:
Überbegriff | Parameter |
---|---|
Parasitologie (Endoparasiten) |
|
Mikrobiologie |
|
Virologie |
|
Weitere Parameter |
|
Unabhängig von den Einzelparametern, bieten viele Labore auch sogenannte Kotprofile an. Diese beinhalten die relevanten Krankheitserreger eines bestimmten Symptomkomplexes oder einer bestimmten Indikation.
Beispiele hierfür sind:
- BARF-Kotprofile beinhalten pathogene Keime wie z.B. Salmonellen und Campylobacter, sowie Endoparasiten
- Welpen-Kotprofile geben Informationen über Endoparasiten sowie das Parvovirus und beinhalten eine Bakteriologie und Mykologie
- Spezielle Kotprofile setzen ihren Fokus auf humanpathogene Keime und beinhalten bakteriologische Untersuchungen auf Salmonellen, Yersinia und Campylobacter
- Des Weiteren sind Kotuntersuchungen oftmals Bestandteile spezieller Suchprofile (wie z.B. Suchprofil „Durchfall“ oder „Gewichtsverlust“).
Achtung Probenentnahme
Damit die Kotuntersuchung beim Hund auch aussagekräftig ist, muss bei der Probenentnahme auf folgende Punkte geachtet werden:
- Es sollte immer frisch abgesetzter Kot gesammelt werden. Kot der bereits längeren Zeit liegt, kann kontaminiert sein und liefert kein aussagekräftiges Ergebnis.
- Wenn eine parasitologische Untersuchung geplant ist, ist es wichtig, dass eine Sammelkotprobe (über mehrere Tage) untersucht wird, da Parasitenstadien intermittierend ausgeschieden werden und sonst das Risiko eines falsch negativen Probenergebnisses zu hoch ist.
- Für verschiedene Untersuchungen sind unterschiedliche Mengen an Kot nötig – im Zweifelsfall ist hier beim Labor nachzufragen.
Im Folgenden erfährst du die wichtigsten Fakten zum Thema Endoparasiten und zur mikrobiologischen Kotanalyse. Da die virologische Kotuntersuchung in der Ernährungsberatung nur eine sehr untergeordnete Rolle spielt, wird dieses Thema hier nicht weiter behandelt.
Infos zu weiteren Kotparametern findest du in diesen Blogbeiträgen:
Parasitologische Kotuntersuchung
Hunde können sich immer und überall mit Endoparasiten infizieren. Ein besonders hohes Risiko haben Jungtiere und Tiere in Gruppenhaltung (wie Bsp. im Tierheim), Hunde mit viel Kontakt zu anderen Tieren (Hundeschule, Bauernhof, Reitstall…) und jagdlich geführte Hunde. Die Ansteckung kann prinzipiell überall erfolgen. Eine Ansteckung ist beispielsweise über direkten Kontakt, über Wasser- & Fressnäpfe, kontaminierte Oberflächen, das Fressen von Kleinnagern oder über Spielzeug möglich.
Die klinischen Anzeichen einer Endoparasitose können von asymptomatisch bis lebensbedrohlich reichen.
Typische Anzeichen eines Endoparasitenbefalls sind:
Viele Besitzer entwurmen ihren Hund routinemäßig, um den eignen Vierbeiner vor Schäden durch Würmer zu bewahren und um die Ausscheidung von Wurmeiern und damit die potenzielle Ansteckung anderer Tiere und Menschen zu verhindern.
Wichtig: Nur der positive Nachweis ist beweisend, ein fehlender Nachweis von Wurmeiern schließt einen Befall nicht aus. Da Endoparasiten intermittierend ausgeschieden werden, empfiehlt sich immer die Untersuchung einer Sammelkotprobe für parasitologische Fragestellungen.
Viele Endoparasiten haben eine zoonische Bedeutung, d.h. sie können auf den Menschen übertragen werden und Krankheiten auslösen. Die Übertragung vom Tier auf den Menschen wird als Zooanthroponose bezeichnet, umgekehrt spricht man von einer Antropozoonose.
Im Folgenden findest du eine tabellarische Auflistung der bedeutendsten Endoparasiten beim Hund.
Die wichtigsten Endoparasiten auf einen Blick
Bandwürmer
Bandwürmer bestehen aus einzelnen Proglottiden (Segmenenten) und werden wenige Millimeter bis mehrere Meter lang. Im Kot können sowohl einzelne Proglottiden als auch Bandwurmeier nachgewiesen werden.
Die häufigsten Bandwurmarten beim Hund sind:
- Kleiner Fuchsbandwurm/Echinococcus multilocularis
- Hundebandwurm/Echinococcus granulosus (v.a. in Süd- und Osteuropa)
- Gurkenkernbandwurm/Dipylidium caninum
- Gruben- oder Fischfinnenbandwurm/Diphyllobothrium latum
Rundwürmer
Rundwürmer haben ein langgestrecktes, fadenförmiges Erscheinungsbild. Die Art der auslösenden Symptome richtet sich nach der Lokalisation im Wirt.
Anbei findest du die wichtigsten Rundwürmer im Magen-Darm-Trakt. Ein Befall kann zu Durchfall, Erbrechen, Blutarmut (Anämie) und Gewichtsverlust führen.
- Hundespulwurm/Toxocara canis
- Hundehakenwurm/Ancylostoma caninum (v.a. in südlichen Regionen)
- Hundepeitschenwurm/Trichuris vulpis
Einige Rundwurmarten kommen auch außerhalb des Verdauungstraktes vor:
- Großer Lungenwurm/Angiostrongylus vasorum und kleiner Lungenwurm/Crenosoma vulpis
- Herzwurm/Dirofilaria immitis, Dirofilaria repens
- Hundehautwurm/Dirofilaria repens
Einzeller
Cryptosporidien (Cryptosporidum canis): Die meisten Hunde zeigen keine Symptome, bei Jungtieren kann es zu Durchfall kommen.
Kokzidien (Isospora spp.) führen vor allem bei Jungtieren und immungeschwächten Hunden zu Magen-Darm-Symptomen. Da die Oozysten sehr widerstandsfähig sind und monatelang infektiös bleiben, spielen Infektionen insbesondere in Tierheimen, Tierpensionen und auf dem Hundeplatz eine große Rolle.
Auch von einer Infektion mit Giardien (Giardia duodenalis) sind vor allem Jungtiere, immungeschwächte Hunde, sowie solche in großen Haltungen (Zwinger, Tierheim, Pension, Züchter) betroffen. Die mit dem Kot ausgeschiedenen Zysten können bei optimalen Bedingungen (Feuchte) mehrere Wochen bis Monate infektiös bleiben.
Merke: Während sich bei einem positiven Nachweis von Einzellern die Behandlung nach den Symptomen richtet, ist das Auffinden von Würmern oder Wurmeiern immer ein Grund für eine Endoparasiten-Therapie. Die richtigen Medikamente sowie einen passenden Therapieplan erhältst du in deiner Tierarztpraxis. Beim Vorkommen von mehreren Parasiten-Arten kann auch eine Kombination mehrerer Medikamente nötig sein. Auch Desinfektionsmaßnahmen tragen maßgeblich zum Therapieerfolg bei. Insbesondere bei einem starken Befall mit Endoparasiten sollte die Endoparasitenprophylaxe nochmals durchdacht und angepasst werden.
Wichtig: Auch bei einem Flohbefall ist eine Entwurmung wichtig, da Flöhe häufig Bandwürmer übertragen!
Mikrobiologische Analyse
Unter dem Begriff „Mikrobiom“ versteht man die Gesamtheit aller Mikroorganismen auf und in einem Individuum. Der Gastrointestinaltrakt ist der Hauptkolonisationsort des Mikrobioms und wird als „intestinale Mikrobiom“ bezeichnet. Dabei ist die hohe Stoffwechselkapazität der Darmflora besonders erwähnenswert, denn ein breites Spektrum immunregulatorischer Prozesse und Stoffwechselvorgängen wird maßgeblich durch das intestinale Mikrobiom beeinflusst:
- Kommensale Bakterien werden auch als „gute Bakterien“ oder „physiologische Darmbesiedler“ bezeichnet und verhindern die Ansiedlung und Vermehrung von „schlechten bzw. krankmachenden“ (enteropathogenen) Keimen. Dieses Phänomen wird als Kolonisationsresistenz
- Abbauprodukte des intestinalen Mikrobioms spielen eine wichtige Rolle in der Nährstoffversorgung der Enterozyten (insbesondere im Dickdarm).
- Darmbakterien sezernieren kurzkettige Fettsäuren, was zu einer Anregung der Darmperistaltik und somit zu einer besseren Verdauungsleistung führt.
- Die Darmflora ist ein wichtiger Bestandteil des darmassoziiertes Immunsystems und trägt zu einer effektiven Abwehr pathogener (krankmachender) Keime bei.
Die genaue Zusammensetzung des intestinalen Mikrobioms ist individuell und verändert sich durch Faktoren, wie das Alter des Hundes, die aktuelle Fütterung, Krankheiten und Medikamente.
Dysbiosen im Darm
Eine Dysbiose beschreibt eine bakterielle Dysbalance im Darm.
Folgen einer Dysbiose sind:
- Verminderte Ernährung und Protektion der Enterozyten
- Verringerung der Kolonisationsresistenz
- Vermehrung von pathogenen Keimen
Klinisch äußern sich Dysbiosen in gastrointestinalen Symptomen wie Durchfall, Verstopfung und dem komplexen Krankheitsbild chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen. Des Weiteren können Dysbiosen durch die verminderte Barrierefunktion der Schleimhaut das Auftreten von allergischen Hauterkrankungen begünstigen.
Interpretation von mikrobiologischen Kotbefunden
Mikrobiologisch-kulturelle Kotanalyse
Hier wird bei der Identifizierung zwischen fakultativ und obligat pathogenen Bakterien unterschieden.
- Zu den fakultativ pathogenen Bakterien zählen z.B. hämolyiserende E. coli und Klebsiellen. Diese gehören zur Normalflora, können jedoch unter bestimmten Umständen Krankheiten verursachen.
- Als obligat pathogene Erreger werden Bakterien bezeichnet, welche immer krankheitsauslösend sind. Hier spielen bei der Kotanalyse vor allem Salmonellen, Yersenien und Campylobacter eine wichtige Rolle.
Molekularbiologisch basierte Kotfloraanalysen
Um das Ziel dieser aufwändigen Untersuchung zu verstehen, ist es wichtig zu wissen, dass die Vielzahl von anaeroben schleimhautprotektiven und immunmodulierenden Bakterien durch eine kulturelle Anzucht nicht kultivierbar, d.h. nicht ausreichend nachweisbar sind.
Viele der angebotenen „Kotflora-Checks“ sind nicht aussagekräftig, da konventionelle mikrobiologische Untersuchungen nur einen sehr geringen Teil des intestinalen Mikrobioms erfassen.
Molekularbiologische Verfahren basieren auf Genalaysen und können daher unabhängig von der Kultivierbarkeit der Bakterien qualitative und quantitative Informationen liefern.
Mögliche therapeutischen Ansätze bei einer Dysbiose
Therapien mit entzündungshemmenden und schleimhautunterstützenden Substanzen wie Huminsäuren (z. B. enthalten im Heilmoor von AniForte*), Zeolith oder Heilerde (z. B. der Klassiker von Luvos*) können bereits eine klinische Verbesserung bringen.
Im Anschluss ist ein Einsatz von Präbiotikum wie z. B. das VetBiom von Napfcheck* und schließlich die Gabe von Probiotika z. B. das OMNI-BIOTIC Cat & Dog* sinnvoll. Des Weiteren ist in den meisten Fällen eine Futterumstellung indiziert.
Wie du eine erfolgreiche Schritt-für-Schritt-Darmsanierung durchführst, erfährst du hier: Dein Hunde braucht eine Darmsanierung? So klappt`s – Vet-Dogs
Bei schwerwiegenden therapieresistenten Dysbiosen sind orale autologe Immuntherapien mit Autovakzinen, sowie Kottransplantationen erfolgsversprechend.
Quellen
Laboklin aktuell 06/2023: Dysbioseanalyse und mehr – nicht invasive Diagnostik bei gastrointestinalen Störungen
Laboklin aktuell 03/2023: Wurmbefall Hund – worauf ist zu achten? – zoonotisches Potential
Guard BC, Suchodolski JS.: Canine intestinal microbiology and metagenomics: from phylogeny to function; J Animal Science. 2016;94: 2247–61.
Mondo et al.: Role of gut microbiota in dog and cat’s health and diseases; Open Vet Journal 2019 Oct;9(3):253-258.
Suchodolski: Analysis of the gut microbiome in dogs and cats, Vet Clin Pathology 2022 Feb;50 Suppl 1(Suppl 1):6-17
W. Kraft, U.M. Dürr „Klinische Labordiagnostik in der Tiermedizin“, 5. Auflage (1999)
*Affiliate Links
Hinterlasse einen Kommentar