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Ist ein Allergietest sinnvoll beim Hund?
Wenn der Hund sich juckt oder kratzt. Wird in der Tierarztpraxis sehr oft ein Allergietest durchgeführt.
Was wäre einfacher als etwas Blut abzunehmen und anschließend zu wissen, ob der Hund an einer Allergie leidet und wenn ja auf was er allergisch reagiert.
Was so simple klingt, ist in der Realität leider nicht so einfach und die meisten Allergietests werden unnötig gemacht.
Denn leider kann man mit einem Allergietest nicht herausfinden, ob ein Hund überhaupt an einer Allergie leidet oder nicht.
Und so stellt sich die Frage, wozu gibt es überhaupt solch einen Allergietest?
Grundsätzlich unterscheidet man bei einem Allergietest zwischen zwei verschiedene Testarten:
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- Der Bluttest
- Der Hauttest
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Der Bluttest
Beim Serumallergietest wird eine Blutprobe vom Hund im Labor auf sogeannte „Abwehrweiße“, die Ig E Antikörper untersucht. Weiter gibt es einen Westernblot-Test, der das eingesetzte Futtermittel und die Antikörper des Hundes gemeinsam untersucht.
Der Serumallergietest
Das eingeschickte Blut wird auf das Vorhandensein und Menge des „Abwehreiweißes“ IgE-Antikörper gegen bestimmte Substanzen (Allergene) gemessen (z. B. Hähnchen- oder Rinderprotein, Weizen, Hausstaub oder Gräser).
Allerdings werden diese allergenspezifischen IgE-Antikörper immer im Zuge der Sensibilisierung im Körper gebildet.
Das bedeutet also, dass das Vorliegen der IgE Antikörper sagt, der Körper hat sich bereits mit dem entsprechenden Stoff auseinandergesetzt. Es bedeutet aber nicht: Der Hund hat einer Allergie gegen XY
Studien bestätigten das Ganze und man geht davon aus, dass ein Allergietest einen Negativen Aussagewert von ca. 87% hat und die postive Aussagekraft liegt nur bei 15%… was ziemlich wenig ist.
Ein zweites Problem ist, dass es keine Korrelation zwischen dem Wert der IgE und den Allergie-Anzeichen herrscht. Das bedeutet, dass selbst wenn der Test stark postiv auf beispielsweise Huhn ist, der Hund nicht stark allergisch darauf reagieren muss.
Ein Allergietest, wie er häufig genutzt wird um die Fütterung entsprechend anzupassen, ist unnütz und kostet nur Geld! Also bitte tue mir diesen Gefallen und spare das Geld!
Der einzige vernünftige Weg eine Allergie zu diagnostizieren ist die Ausschlussdiagnostik mit einer Eliminationsdiät.
Der Futtermittel-Test
Neben dem klassischen Bluttest auf IgE gibt es auch noch den sogenannten „Westernblot Test oder Cynodial©“ dabei werden Futtermittel und Blut des Hundes eingeschickt und die Proteine im Futtermittel werden im Labor gespalten und mit dem Blutserum des Hundes versehen. Auch hier gelten die IgE wieder als Indikator.
Und auch wenn die Aussagekraft dieses Tests besser ist als beim klassischen Bluttest, so ist die Fehlerquote dennoch meiner Meinung zu hoch.
Bei dem Westernblot Test haben wir einen negative Aussagekraft von 78% und einen positiven von 69%.
Der Hauttest
Beim Hauttest (Intrakutan- oder Intradermaltest) werden die Allergene direkt in die Haut des Hundes gespritzt. Je nach dem ob sich innerhalb weniger Minunten Quaddeln bilden, ist der Test positiv oder eben nicht. So ist der Test nur aussagekräftig bei Allergien, die über die Haut ausgelöst werden. Futtermittelallergien lassen sich so nicht nachweisen.
Eine Ausnahme – Der Patch Test
Ich habe oben ja ziemlich klar geschrieben, dass ein Allergietest bei einer Futtermittelallergie keinen Sinn macht und man so nicht herausfinden kann, gegen welche Lebensmittel der Hund allergisch ist.
Es gibt es eine Ausnahme – den sogenannten PATCH TEST.
Ich möchte ihn dir der vollständigkeitshalber vorstellen.
Bei diesem Test werden verschiedene Futterproben auf die Haut des Hundes aufgetragen und nach 48 Stunden werden die Hautreaktionen ausgewertet.
Der Patch Test hat einen sehr hohen Negativen-Aussagekraftwert (99%). Das bedeutet, alle Lebensmittel auf die der Hund netativ getest wurden, reagiert der Hund zu 99% nicht allergisch und diese dürfen dann gefüttert werden.
Problem:
- der Hund muss großzügig an der seitlichen Brust und Bauch rasiert werden
- wird in wenigen Praxen durchgeführt, da man viel Fachwissen benötigt, um die Ergebnisse anschließend zu interpretieren
- ist zeimlich zeitaufwendig und teuer
In welchen Situationen macht ein Patch-Test dennoch Sinn?
- wenn man absolut nicht weiß, welche Lebensmittel gefüttert werden können und man ggf. schon sehr viel ausprobiert hat
In allen anderen Fällen sollte man meiner Meinung nach zunächst mit einer Eliminationsdiät starten und schauen, wie sich die Allergie-Problematik entwickelt.
Wann ist ein Allergietest sinnvoll?
Eine Flohspeichelallergie wird in der Regel nach einer ausführlichen Untersuchung durch den Tierarzt und entsprechenden Flohmitteln gestellt. Ein Allergietest ist nicht notwendig und bringt keine weiteren Erkenntnisse.
Auch bei einer Futtermittelallergie kann man sich das Geld für einen Blut-Allergietest sparen.Hier ist die Ausschlussdiät nach wie vor Mittel der Wahl.
Bei einer Umweltallergie kann ein Allergietest sinnvoll sein. Undzwar immer dann, wenn ich bereits weiß, dass mein Hund eine Allergie bestimmte Umwelt-Allergene, wie Pollen, Milben etc. hat.
In diesen Fällen, kann der Allergietest zeigen, auf welche Allergene der Hund tatsächlich allergisch reagiert. Zur Bestimmung der jeweiligen Allergenen eignet sich der Blut- und der Hauttest gleichermaßen.
Die Ergebnisse kann man anschließend nutzen um z. B. bestimmte Pollen zu vermeiden oder die Hausstaubbelastung zu reduzieren. Diese Ergebnisse können für eine Hyposensibilisierung genutzt werden.
Mein Fazit
Die Durchführung eines Allergietest ist in den allermeisten Fällen unnötig! Ich weiß, dass der Test in vielen Praxen durchgeführt wird mit dem Ziel Lebensmittel zu entlarven, auf die der Hund allergisch reagiert. Dafür ist dieser Test aber nicht geeignet.
Es gibt zwei Ausnahmen:
Mein Hund leidet unter eine Umweltallergie und ich möchte wissen, wogegen mein Hund genau allergisch ist.
Ich möchte einen Patch Test durchführen zu lassen, um so genau zu wissen, welche Lebensmittel genutzt werden können.
Die Allergie Abklärung ist insgesamt eine sehr komplexe Angelegenheit und häufig braucht man Geduld und Durchhaltevermögen.
Mein Tipp:
Da die Interpretation und die Durchführung einer Allergieabklärung Erfahrung und besonderes Wissen erfordert, sollte man sich als Hundebesitzer an einen Dermatologen wenden.
Einen passenden Experten in deiner Nähe findest du hier.
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Danke für diesen ausführlichen Beitrag !!!
Auch wir haben 2 teure Allergietests machen lassen ( Riesenschnauzer) und sind geschockt über das „fragwürdige“ Ergebnis…..
Er sei allergisch auf ALLES, außer Strauss, Pferd, Süßkartoffeln, Wildschwein + Känguru 🙁
Haben Futter komplett umgestellt, aber keine Besserung ( eher das Gegenteil)
Liebe Grüße und danke
Frieda + RS Bruno
Hallo Frieda,
die Frage ist natürlich, was dein Hund für Symptome zeigt und ob es sich überhaupt um eine Futtermittelallergie handelt.
Das solltest du nochmal bei der Tierärztin oder dem Tierarzt abklären lassen. Alternativ kannst auch auf hydrolisiertes Futter zurückgreifen.
Hallo, mit welchem Test kann festgestellt werden ob mein Hund allergisch auf Grasmilben ist
Hallo Renate,
bei den Grasmilben ist es eher so, dass die Larven sich von Körperflüssigkeiten ernähren. Dafür ritzen sie die oberste Hautschicht an, geben mit ihrem Speichel spezielle Enzyme in die Wunde, wodruch das Gewebe aufgelöst wird, was sie dann „trinken“. Dieser Speichel führt zu Juckreiz bei unseren Hunden.
Du kannst dir das also eher wie Mückenstiche vorstellen. Hier kommt es zwar auch zum Juckreiz. Es liegt aber keine Allergie im eigentlichen Sinne vor.
Die (Herbst)-Grasmilben können jeden Hund befallen. Hier ist Prophylaxe angesagt:
– befallene Wiesen/ Grasflächen meiden
– häufiges Rasenmähen
– häufiges Giesen betroffener Stellen
– Waschen der Beine/ Pfoten/ Bauch nach dem Spaziergang
– Sprays oder Spot-on Präparate wie Pyrethroide (z.B. Permethrin) nutzen. Auch das natürliche Pyrethrum (enthalten z. B. in Chrysanthemen) soll gegen die Grasmilben helfen
Alles Gute für dich und deinen Hund.
Liebe Grüße
Anja
Mein Hud hat Allergie Anzeichen Jucken Pusteln etc. Hat schon gegen Milben etc Spritze bekommen. Bekommt seit 3 Monaten nur Pferdefleisch. Hat sich aber noch nicht geändert und würde jetzt gerne die komplette Blutuntersuchung machen lassen. Damit ich der Sache Allergie endlich auf den Grund gehen kann und entgegenwirken kann.
Hallo Angelika,
ihr solltest unbedingt eine komplette Allergieabklärung durchführen lassen. Am besten in einer dermatologischen Praxis.
Im Rahmen der Abklärung wird geschaut, ob andere Ursachen außer eine Allergie für den Juckreiz infrage kommen und natürlich wird geschaut, um welche Allergie es sich handelt (Flohspeichel-, Futtermittel-, oder Umweltallergie).
Alles Gute euch!
Liebe Grüße
Anja
Hund 14 Monate ständig Durchfall nachdem er jetzt Erwachsenen Futter der gleichen Firma wie auch das Welpenfutter war bekommt. Zwischenzeitlich anders Futter verfüttert und Alles gut. Jetzt wieder etwas vom alten Futter und wieder Durchfall.
Hallo Nelson,
eine pauschale Antwort kann ich dir leider nicht geben.
Meine Empfehlung: Suche dir bitte eine gut ausgebildete Ernährungsberater*in und lass deine Ration genau überprüfen, durchrechnen und entsprechend anpassen.
Auf meiner Homepage findest du Hunde-Ernährungsberater*innen, die wir ausgebildet haben (LINK).
Ich drück dir fest die Daumen.
Alles Liebe, Anja
Danke für den ausführlichen Bericht. Wir waren heute beim Tierarzt, weil sich unsere Chihuahua-Hündin seit einiger Zeit die Beine leckt und beknabbert. Zudem schüttelt sie auch immer den Kopf. Die Untersuchung am Ohr hat keinen Befund ergeben, Milben werden wohl ausgeschlossen da sie ein Mittel gegen Zecken Flöhe und Milben bekommt. Si d jetzt bisschen ratlos, sollte es eine Futtermittelunverträglichkeit sein? Der Kotabsatz ist normal und ohne Auffälligkeiten.
Hallo Thomas,
ich würde euch am ehesten dazu raten eine zweite Tierarztpraxis aufzusuchen, um dem Juckreiz und dem Kopfschütteln auf den Grund zu gehen. Es könnte sich natürlich um eine Unverträglichkeit oder Allergie handeln. Zunächst sollten jedoch alternative Haut- und Ohrkrankheiten ausgeschlossen werden.
Liebe Grüße und alles Gute für euren Hund,
Anja
Hallo Thomas,
mein Hund hat genau die gleichen Sympthome und ich bin absolut Ratlos.
Ist bei euch in der Zwischenzeit etwas rausgekommen – wisst ihr was eure Hund hat?
Ich würde mich sehr über eine Antwort freuen!
Herzliche Grüße,
Tamara
Hallo Anja,
danke für Deine ausführlichen Erklärungen. Was ich noch nicht verstanden habe: Warum ist ein Bluttest auf Umweltallergien aussagekräftig? Das Prinzip (IgE) ist doch dasselbe wie beim Bluttest auf Nahrungsmittelallergien, oder nicht?
Vielen Dank und viele Grüße
Katrin
Hallo Katrin,
ja wenn man weiß, dass der Hund tatsächlich (!) unter einer Umweltallergie (atopische Dermatitis) leidet, dann macht ein Allergietest durchaus Sinn. In diesem Fall möchte man wissen, wogegen der Hund vermutlich allergisch ist (z. B. bestimmte Gräser etc). um diese Allergene künftig zu vermeiden und/ oder die Ergebnisse für eine Desensibilisierung zu nutzen. Im Allgemeinen eignen sich Allergietests jedoch nicht, um herauszufinden, OB der Hund eine Uweltallergie, Futtermittelallergie oder Flohspeichelallergie hat. Denn die Test sagen lediglich, ob eine Sensibilisierung vorliegt, also ob das Immunsystem sich damit beschäftigt hat.
Liebe Grüße, Anja
Hallo Anja, bei unserer dreijährige Kleinpudelhündin haben wir wegen extremen Juckreiz, nach 4 erfolglosen Ausschlußdiäten, einen Futtermittelpatchest in einer dermatologischen Praxis machen lassen, sehr teuer und ärgelicherweise ohne eindeutiges Ergebnis, wir füttern jetzt seit 3 Monaten hydrolisiertes Futter, keine Besserung. Jetzt haben wir eine THP mit im Boot und diese fragt jetzt warum noch nie ein Test auf Umweltallergien gemacht wurde. Dies möchte ich jetzt in unserer behandelnden dermatologischen Praxis nachfragen. Meine Frage an dich: macht das Sinn und vor allem geht das über einen Bluttest? Der Patchtest war so heftig für unsere Hündin, sie hat sehr stark auf den Klebeverband reagiert, sodass sie Schmerzmittel bekommen musste und ich möchte ihr ungern einen Pricktest antun. Liebe Grüße, Claudia
Hallo Claudia,
es tut mir leid, dass ihr bereits solch eine Odyssee hinter euch habt. Gerade bei Hunden mit langanhaltendem und starkem Juckreiz ist der Weg zur Diagnose oft lang und erfordert viel Geduld und Nerven. Schön, dass ihr bereits in einer dermatologischen Praxis seid! Ich würde euch auch empfehlen, dort noch einmal vorstellig zu werden.
Die Allergie-Diagnostik ist immer eine Ausschlussdiagnostik – vergleichbar mit Detektivarbeit. Durch das Ausschließen möglicher Ursachen gelangt man irgendwann zum Ziel. Grundsätzlich kann ein Allergietest auf Umweltallergene mittels einer Blutuntersuchung durchgeführt werden. Dabei muss jedoch berücksichtigt werden, dass es viele Ursachen für ausgeprägten Juckreiz gibt.
Falls der Juckreiz extrem stark ist, könnte auch über die Gabe von juckreizstillenden Medikamenten wie Cytopoint nachgedacht werden. Das solltest du jedoch am besten mit deiner Tierarztpraxis vor Ort besprechen.
Ich drücke euch fest die Daumen!